Freitag, 24. Mai 2013

CUBANISCHES TAGEBUCH




 
Kapitel 1: Havannaisches Labyrinth 
 
Cuba. Die kleine Insel inmitten der Karibik steht für viele als Synonym für eine kaum nachvollziehbare Unbeschwertheit, befremdliches Rhythmusgefühl, grenzenlose Lebensfreude gepaart mit einem Hauch von beneidenswerter Leichtigkeit. Glaubt man dem Produzenten der perfekt inszenierten Havana Club Werbung, ist dem nichts entgegenzusetzen. Cuba libre inklusive Freiheitsgefühl als cubanische Lebensphilosophie. Nicht ganz. Von der vermuteten Leichtigkeit fehlt im wahren Leben jede Spur. Cubaner sind Überlebenskünstler und Meister der Improvisation. Da wo es keine Arbeit gibt, wird sich welche gesucht. Bezahlt wird mit Briefmarken oder Hochprozentigem. Klare Sache. Danach.....wird erstmal gefeiert.

In einem hat das touristische Aushängeschild also recht, es gibt an jeder Ecke feierwütige Menschen mit so viel Rhythmus im Blut, dass jegliches physikalische Gesetz der Bewegungsfähigkeit eines Hinterteils außer Kraft gesetzt wird. Der Rum fließt täglich, eher stündlich (pur!) in Strömen, in allen Ecken ertönt laute Musik und ja, sogar die gewaltigen Wellen prallen, wie im Werbefilm, über den weltberühmten, kilometerlangen Malécon Havannas. Nur auf der anderen Seite der Promenade verwandelt sich die cubanische Metropole in Sekunden in ein ganz anderes Bild. Man kann nur erahnen, wie die Architektur einmal ausgesehen haben muss. Verspielte Verzierungen erinnern an einen romantisch französischen Baustil gemischt mit griechisch antiken Einflüssen. Die Farben samt in Pastell, Marie Antoinette hätte für solch einen Stil ihrer geliebten Versaille gemordet. Ach ja, ich vergaß, das hatte sie ja. 


Zurück zum Thema. Havanna ist ein Labyrinth aus unzählig gleich aussehender, aneinandergereihter runtergekommener Häuser umgeben von unzähligen Einbahnstraßen. Aus irgendeinem Grund versprüht die Stadt trotzdem so viel Charme, wie ich es selten erlebt habe. Vielleicht ist es die Schlichtheit kombiniert mit einer allgemeinen Unbekümmertheit, von der sich viele Europäer ein großes Stück abschneiden könnten. Hier ein Ratschlag an alle, die sich wieder mal über irgendwelche belanglosen Dinge beschweren, die die Menschheit nicht interessiert. KEEP A SMILING FACE. Denn wenn man etwas von einer Cubareise mitnimmt, dann ist es die Tatsache, im Leben viel mehr zu lachen. Das Zauberwort: Glückshormone.

Wie bringt man also nun einen Cubaner dazu, sich so richtig zu freuen? Ganz einfach, man kauft eine riesige cremige bunte Torte. Um diesem Plan nachzugehen, sollte man allerdings schon am Morgen losziehen, um rechtzeitig am späten Nachmittag wieder zu Haus zu sein. Spontane Öffnungszeiten und ewige Warteschlangen können einem schnell ein Strich durch die Rechnung machen. Du begibst dich also inmitten von Cuba´s Hauptstadt auf die Suche nach einer Konditiorei? Achtung! Die Gefahr sich hier für immer zu verlaufen, ist enorm groß, sagen wir, die Wahrscheinlichkeit, dass du es nicht tust, liegt bei 1%.  Hast du dich doch im Einbahnstraßenlabyrinth verirrt? Mein herzliches Beileid. 

Auf der Suche nach deiner Pension begibst du dich automatisch auf eine Entdeckungsreise der anderen Art. Das cubanische Volk, ein sich immer bewegender Ameisenhaufen, niemals im Stillstand, die Straßen niemals leer. Fortsetzung folgt.


 










 









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